Latein ohne Umwege erschließt die Sprache selbst(mit)denkenden Lernenden am Original und in ihrem ursprünglichen Umfeld.
Der Bezug zwischen Sprache und Umfeld, auch der zur Erfahrung der Leser mit dem eigenen, wird zur Vertiefung des Spracherwerbs wie auch der persönlichen Auseinandersetzung mit Sprache und Inhalten genutzt. Diese bleibt dabei im Mittelpunkt.
Das Lehrbuch führt von Anfang an durch interessante Originaltexte unterschiedlicher Herkunft in die Sprache ein. Die in langer Praxis entwickelte Ausstattung mit Übersetzungshilfen und möglichst abwechslungsreichen Impulsen zum Nachdenken ermöglicht den Einstieg ohne den Umweg über künstliche Vereinfachungen auch dem Lernenden ohne Vorkenntnisse.
Der Begleitband bietet zusätzliche Hilfen, insbesondere Tabellen zur Grammatik (das vollständige Vokabelverzeichnis befindet sich ebenso wie die lektionsbezogenen Wortlisten bereits im Lehrbuch), außerdem eine komplette Übersetzung aller Texte – „für alle Fälle“ – und einen Lehrerband. Der allerdings ist nicht nur als Unterstützung bei Unterrichtsaufbau und -durchführung für Lehrende gedacht; er ist mit voller Absicht auch ausdrücklich für den oder die selbständig Lernenden bestimmt.
Eckpunkte
Orientierung an Latein als einer Sprache
Auch Latein ist nicht nur ein grammatisches System, sondern eine Sprache, die dazu dient, etwas mitzuteilen, sich auszusprechen, Kontakt aufzunehmen, etwas zu verlangen. Das grammatische System ist dabei das die Kommunikation erleichternde Hilfsmittel. Dessen Kenntnis sollte sich nicht zum Hauptzweck aufblähen.
Überwindung der künstlichen Phaseneinteilung des Lateinunterrichts
Die weitgehend übliche Einteilung in drei Phasen – a) Spracherwerbsphase (neuerdings: ‘Lehrbuchphase’ genannt) mit vorwiegend synthetischen Texten, b) Phase der Übergangslektüre, c) Lektürephase – hat die Folge, dass die Lernenden sozusagen zweierlei Latein lernen müssen (erst das synthetische Lehrbuchlatein – Latein ad usum Delphini), danach das originale (meist verbunden mit ‘Lektüreschock’). Zudem erweckt der Begriff ‘Spracherwerbsphase’ die Illusion, man könne während dieser Phase Latein ‘erwerben’, wo doch selbst in der Muttersprache des Lernens kein Ende ist.
Sorgfältiges Umgehen mit der Lebenszeit der Lernenden
- Auswahl der lateinischen Originaltexte mit Orientierung an den Lernenden, nicht vorrangig an Fachinteressen
- Unterstützung durch umfangreiche Hilfen einschließlich der Übersetzung der lateinischen Texte
- Förderung durch Einschränkung statt Überforderung durch Masse (Reduzierung des Lernstoffs im Bereich Vokabeln, Formen- und Satzlehre auf ein Minimum, häufiges Wiederholen mit Anlehnung an die Lektionstexte.)
- Grammatik nach Funktionen
- Motivierung zum Lernen durch
- – interessante Texte
- – abwechslungsreiche Übungen
- – Aufgaben, die zu selbstständigem Denken anregen wollen
- – Unterstützung von eigenverantwortlichem Lernen
- – Rücksicht auf unterschiedliche Lebens- und Lernerfahrungen der Lernenden (Wer stärker systemorientiert Grammatik lernt, kann das dank der verschiedenen Tabellen tun.)
- – spielerischen Umgang mit lateinischen Syntagmen bei Übersetzungen ins Lateinische
- – zahlreiche Tipps.
Fragen und Thesen zur Methodik und Didaktik
- Besitzt die bei handwerklichen oder auch sportlichen Tätigkeiten sicher richtige Regel “Vom Einfachen zum Schwierigen” universelle Gültigkeit? Kann man nicht auch von der Präsentation eines Problems ausgehen, um anschließend die zur Lösung erforderlichen Fähigkeiten zu vermitteln?
- Ist eine einigermaßen konstante Progression wirklich günstiger als ein Wechsel von geringeren und höheren Anforderungen – wie im außerschulischen Leben?
- Ist der gleichartige Aufbau einer Lektion (z.B. gleiche Anzahl der Seiten bei sämtlichen Lektionen) lernpsychologisch überzeugend, wenn es um möglichst hohe Eigentätigkeit der Lernenden geht? Wem hilft das?
- Muss alles, was an sprachlich Neuem in einem Text vorkommt, sofort und gründlich erklärt und durchschaut werden? Ist es beim Spracherwerb nicht einfach so, dass das Textverstehen zunächst mittels Konjekturen erfolgt, wobei zunächst über manche Syntagmen hinweggegangen wird? (Stichwort: Hypothesen bilden, die später zu überprüfen sind.)
- Sollte man sprachliche Wendungen erst dann verwenden, wenn man sie so genau durchschaut hat, dass man sie anderen erklären könnte?
- Ist es – wenn man die Textinhalte als wichtig ansieht – vertretbar, als Lektionstexte inhaltlich belanglose Sätze vorzulegen?
- Welchen Sinn hat es, wenn ein Lehrbuch lange Texte auf Deutsch (Sachinformationen) enthält? Traut man den Lernenden nicht zu, dass sie sich diese Informationen aus dem Internet oder aus extra dafür verfassten Nachschlagewerken holen? Sollte das Lehrwerk ihnen diese Arbeit abnehmen?
- Welche Assoziationen werden bei den Lernenden erweckt durch den heute üblichen Begriff der ‘Übergangslektüre’? Ist diese vielleicht minderwertig? Warum sollte man sie dann lesen? Könnte man die Zeit nicht besser verwenden?
- Wie überzeugend ist die Ansicht, methodische und auch didaktische Vorstellungen, die sich in früheren Jahrhunderten unter völlig anderen Rahmenbedingungen bewährt haben (wobei es immer schon Kritiker gab) oder bewährt zu haben scheinen, hätten auch heute noch zu gelten? Sind die beim Erlernen des Lateinischen ablaufenden Prozesse hinreichend geklärt und ausdiskutiert?