Warum

Viele Wege führen nach Rom. LATEIN OHNE UMWEGE tut es ohne Umwege? Was soll das denn heißen?

Als junger Lehrer hatte ich mehrere Gruppen am Gymnasium und im 2. Bildungsweg in das Lateinische einzuführen. Das geschah an Hand von Lehrbüchern mit zum Beispiel so interessanten Sätzen wie ‘Sicilia est insula. Corsica est insula’. Das fanden wir alle furchtbar langweilig. Wer Latein lernt, möchte doch etwas erfahren über die Menschen, die Latein gesprochen haben, möchte sich mit ihnen und ihren Ansichten auseinandersetzen. Aber wie macht man das mit solchen Sätzen?

EINWAND:    “Halt! Mit solchen Sätzen sollte doch nur in die lateinische Grammatik eingeführt werden. Inhaltlich interessante Texte kommen doch erst danach an die Reihe.”

“Und wenn ich armer Schüler, ich arme Schülerin vorher die Lust verliere und die Schule verlasse? Was bleibt mir dann in Erinnerung?”

“Schade! Dann hast du auf das Beste verzichtet.”

“Aber wenn ich einen Skikurs besuche, will ich auch nicht erst einen langen Vortrag anhören darüber, was es für verschiedene Schwungtechniken gibt und gab. Warum fangen wir nicht einfach mit originalen Texten an ohne den Umweg über eine jahrelange Phase mit künstlichen Lehrbuchtexten?”

“Die Originaltexte wären viel zu schwierig, viel zu kompliziert und hätten viel zu viele neue Vokabeln, wie das eben bei einer normalen sprachlichen Äußerung ist.”

“Aber man könnte die Texte doch mit Verstehenshilfen versehen, oder?
Die notwendigen Sprachkenntnisse müsste man doch auch an Hand von originalen Texten erwerben können. Kein Mensch wird doch, bevor er Goethe oder Kleist liest, als Vorbereitung eine vom Lehrer verfasste erleichterte Textfassung lesen und sich mit ihr befassen wollen.”

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Bei der Abfassung von LATEIN OHNE UMWEGE galten folgende Regeln als Richtschnur:

  • Regel 1:    Die original-lateinischen Lehrbuchtexte sollen möglichst interessant sein, damit es sich lohnt, sie kennenzulernen.
  • Regel 2:    Diese Texte werden so mit Hilfen versehen, dass die Lernenden sie verstehen und übersetzen können. Zur Sicherheit gibt es im Begleitband noch die kompletten Übersetzungen dazu.
  • Regel 3:    Was an Vokabeln und an Grammatik gelernt werden muss, wird in kleinen Portionen als Lernstoff angeboten. Für die Lernenden soll immer erkennbar sein, was in den folgenden Lektionen als bereits gelernt angesehen wird und wie sie Lücken füllen können (z.B. durch ‘Zusätzliche Übungen’ im Begleitband). (Stichwort:: Übersicht behalten)
  • Regel 4:    Da Latein – anders als noch im mittelalterlichen Europa – in der Regel nicht gesprochen wird, müssen im Lehrbuch sehr viele Übungen angeboten werden.
  • Regel 5:    Diese Übungen sollen möglichst abwechslungsreich sein, auch spielerische Elemente enthalten und zu eigenen Aktivitäten anregen. (Beispiel: „Stellen Sie sich vor, …“ 2.Beispiel: „Puzzle“). Dank der Vielfalt der Übungen können die Lernenden nach eigenen Bedürfnissen daraus selbst auswählen.
  • Regel 6:    Das Lehrwerk muss ein Verzeichnis der Lernpensen mit Hinweisen auf dazu passende Übungen enthalten. Das ist eine Hilfe für das Wiederholen und auch für die Selbstkontrolle.
  • Regel 7:    Die Lernenden sollen neben dem Wörterverzeichnis auch Tabellen (mit Formen und Fachausdrücken) zur Verfügung haben, die sie nach Wunsch neben die Texte legen können.
  •  Regel 8:    Im Begleitband muss es eine ‘Lernergrammatik’ geben, die den grammatischen Lernstoff zusammenfasst, den die Lernenden nach Durcharbeitung des Buches – hoffentlich – im Kopf haben werden.
  • Regel 9:    Die Originaltexte sollen nach der letzten Lektion noch einmal unkommentiert abgedruckt sein*. Das ermöglicht gut vorgebildeten Lernern – ‚Wiederholern‚-nach eigener Wahl mit diesen Texten zu beginnen. Stichwort: Anpassung an die Bedürfnisse der Lernenden.
  • Regel 10:    Die Lernenden müssen dabei unterstützt werden, zu lernen, für ihren Lernfortschritt selbst Verantwortung zu übernehmen.**
*  Dazu folgt im Lehrbuch auf die gesammelten Lektionen der Teil: „Die originalen Lektionstexte ohne Kommentierung“.
** Dazu gibt es im Buch mehrmals Hinweise auf die Seiten 188ff.

Bei Horaz heißt es, die Dichter wollten docere et delectare – etwas lehren und Vergnügen machen. Der Autor von LATEIN OHNE UMWEGE wäre glücklich, wenn sein Lehrwerk neben der Information auch ein wenig Vergnügen bieten würde und ein Anreiz wäre, sich weiter mit lateinischen Texten  zu beschäftigen.